Monday, December 31, 2012

Dokumentarfotografie

In den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit dem Thema "Dokumentarfotografie" auseinander gesetzt. Ich fotografiere schon seit vielen Jahren Dokumentarprojekte, und unter all den möglichen Fotogenres entspricht mein persönlicher Stil in vielerlei Hinsicht dem der klassischen Dokumentarfotografie.

Herausgekommen ist ein Papier namens Personal and Corporate Photo Documentaries, das auch auf www.gkrueger.com zu finden ist:



Darin beschreibe ich die Grundzüge der Dokumentarfotografie und erkläre, wie Dokumentarprojekte ablaufen und worauf es dabei ankommt. Das eigentlich "Neue" ist aber die Erkenntnis, dass die in der Dokumentarfotografie relevanten Ziele und Vorgehensweisen nicht nur für freie Projekte, sondern auch für Auftragsarbeiten angewandt werden können.

Mit anderen Worten, wer im privaten oder beruflichen Umfeld ein längerfristiges oder komplexes Projekt fotografisch verfolgen oder jemanden auf seinem Weg begleiten lassen will, und wem Offenheit, Realitätstreue, Konsistenz und Vollständigkeit wichtiger sind als schöne, schlaglichartige, womöglich gestellte Bilder, der sollte sich mit dem Wesen der Dokumentarfotografie auseinandersetzen und einen Blick in das Papier werfen.

Wenn ihr eine Idee für ein Dokumentarprojekt habt, gleich welcher Art, dann schreibt mir eine E-Mail oder ruft mich an, um zu sehen, ob und wie es sich umsetzen lässt. Neben Auftragsarbeiten verfolge ich auch immer wieder freie Projekte, die kein oder nur wenig Budget haben.

Saturday, December 22, 2012

Das L2122-Projekt

Im Jahr 2005 habe ich monatelang Itzehoe und Umgebung fotografiert.

Als Grundlage diente mir die topografische Karte mit der Bezeichnung "L2122 Itzehoe". Innerhalb des 10 x 10 km Quadrats, in dem Itzehoe liegt, habe ich jede der hundert Kacheln zu Fuß oder mit dem Fahrrad besucht und ein oder mehrere Fotos aufgenommen, die repräsentativ für das jeweilige Gebiet waren. Alles zusammen habe ich in eine kleine Web-Anwendung integriert, bei der man die einzelnen Kacheln der Karte anklicken und so das zugehörige Bild aufrufen kann.



Die Bilder haben jahrelang ungenutzt auf der Festplatte herum gelegen. Da es eines meiner ersten und längsten Dokumentarprojekte war, habe ich es aus gegebenem Anlass fertig gestellt und in mein Online-Portfolio eingebaut. Wer sich das Ergebnis ansehen will, wechselt in das Menü "Photography" auf gkrueger.com oder klickt auf diesen Link.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Für Leute aus Itzehoe und Umgebung (inkl. Schlotfeld, Oelixdorf, Lägerdorf, Münsterdorf, Kremperheide und Heiligenstedten) wird sich bestimmt der eine oder andere Aha-Effekt ergeben.

Zwar sind viele Dinge gleich geblieben (siehe z.B Kachel 33 ;-), aber in den letzten Jahren hat sich auch einiges verändert. So gibt es zum Beispiel die alte Störbrücke nicht mehr (Kacheln 32 und 42), das Technologiezentrum wurde erweitert (Kacheln 2 und 12), die Bismarcksäule wurde wieder geöffnet (Kachel 36), die alte Kalksteinfabrik in Oelixdorf wurde abgerissen (Kachel 46) und der Pavillon Amönenhöhe wurde renoviert (Kachel 57).

Falls ihr weitere Infos zum Stand von Itzehoe habt, schreibt mir bitte eine E-Mail, vielleicht kann ich sie hier anhängen.

Thursday, December 20, 2012

Oronoco Bay Park

Wegen eines längeren Projekts bin ich derzeit mehrmals pro Woche für ein paar Minuten im Oronoco Bay Park in Alexandria. Das ist ein kleiner Park am nördichen Rand von Old Town, direkt am Potomac River. Von meinem Studio aus in ein paar Minuten zu Fuß zu erreichen.

Mein Job ist es nicht, den Park oder den Fluss zu fotografieren, sondern eines der Gebäude daneben. Nicht sehr schön, aber (hoffentlich) interessant. Später mehr dazu. Wie auch immer, gelegentlich ist der Park sehr malerisch und man kann zwischen zwei ankommenden Flugzeugen auch einmal ein nettes Bild machen:



PS. Auf Potomac Adventures war in den letzten Tagen nicht viel Neues zu lesen. Ich arbeite an einem Papier zum Thema "Dokumentarfotografie", das viel Recherche erfordert und mich ziemlich in Beschlag nimmt. Es liegt aber in den letzten Zügen und ich hoffe, meinen Artikel-Rückstau bald aufholen zu können.

Tuesday, December 11, 2012

Piano Tuning

Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, einem jungen Klavierspieler bei der Arbeit zuzusehen. Wir wollten ein paar Promotion-Bilder für seine Web-Site machen und haben dann neben dem eigentlichen Klavierspiel auch eine Story über sein zweites Standbein, das Klavierstimmen, gemacht.

Für Außenstehende ist das Stimmen eines Klaviers oder Flügels ein Buch mit sieben Siegeln. Wer nicht gerade über ein gut trainiertes Gehör, das Wissen um die richtige Vorgehensweise und viel Übung verfügt, sollte es lieber erst gar nicht versuchen. Ich erinnere mich noch an die verzweifelten Versuche meines Musiklehrers, uns Schülern zu erklären, was ein "Wohltemperiertes Klavier" ist.

Wer es dennoch ausprobieren will, findet nachfolgend eine ausführliche Anleitung, bestehend aus zehn leicht verständlichen Schritten (die ich hoffentlich korrekt übersetzt habe ;-) Wer nicht, genießt die schönen Bilder, die während der verschiedenen Foto-Sitzungen entstanden sind.


1. Vorbereiten der Grundoktave


2. Abdämpfen der äußeren Saiten der oberen Register


3. Stimmen des Kammertons A (440 Hz)


4. Stimmen der Grundoktave


5. Transferieren der Grundstimmung in Oktavschritten


6. Stimmen der oberen Oktave


7. Vorbereiten des Stimmens der Unisono-Saiten


8. Stimmen der zweisaitigen Unisonos


9. Stimmen der Bass-Oktave


10. Testen der fertigen Stimmung

Alles verstanden?

Scherz beiseite; ihr habt's natürlich gemerkt, das Stimmen eines Klaviers sollt ihr mit dieser Kurzanleitung nicht wirklich selbst ausprobieren! Die Ausbildung zum Klavierbauer und -stimmer dauert - aus guten Gründen - mehrere Jahre und erfordert viel Talent und Übung; ist also nur was für Experten.

PS. Aus der Piano Tuning Story ist auch ein sehr schönes Picture Panel entstanden. Mehr darüber später, aber wer nicht mehr warten kann, sieht sich einfach den zugehörigen Abschnitt auf gkrueger.com an.

Wednesday, December 5, 2012

The Other James Dean

Wenn man James Dean heisst und ein Studio in der Torpedo Factory hat, muss man sich des öfteren Sätze anhören wie "Hey, you are James Dean? Sooo nice to meet you!". Eigentlich kein schlechter Joke, aber nach dem hundersten Mal wird es selbst dem Geduldigsten zuviel. Und wenn man dann auch gebeten wird, ein Autogramm für den gleichnamigen, längst verstorbenen Schauspieler zu geben...



Jim ist mein Studiopartner in der Torpedo Factory.

Um der Verwechslung zu entgehen, steht auf seinem Türschild "The Other James Dean", und auch Jim's Website heisst www.theotherjamesdean.com. Jim ist ein sehr angenehmer und gebildeter Zeitgenosse und ein kreativer Maler. Mit seinen 81 Jahren ist er außerordentlich fit. Gerade hat er ein Posting auf dem Weblog der Torpedo Factory bekommen, in dem ein paar seiner Werke und seine erstaunliche Vita vorgestellt werden.

Ich bin sehr dankbar, dass ich in seinem Studio gelandet bin und dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, in der Torpedo Factory heimisch zu werden.

Friday, November 30, 2012

Kind of Scary

Man sieht sie hier ja jeden Tag x-mal, aber so recht habe ich mich noch nicht an den Anblick gewöhnt:



Wann immer ein Flieger (vermeintlich) auf ein Hochhaus zufliegt, kommen Erinnerungen an die 9/11-Anschläge hoch. Mehr als zehn Jahre ist es her, aber bis die Bilder in der kollektiven Erinnerung gelöscht sind, wird es wohl noch eine Weile dauern.

Aufgenommen am "Alexandria House" in Old Town Alexandria; der Flieger ist im Anflug auf den Reagan National Airport ein paar Meilen nördlich.

Friday, November 23, 2012

Black Friday

Als "Black Friday" bezeichnen die Amerikaner den Freitag nach Thanksgiving, an dem die Retail Stores traditionell besonders gute "Deals" anbieten. Viele Geschäfte werden bereits um Mitternacht geöffnet und bieten ausgewählte Artikel stark reduziert an. Die Leute stellen sich Stunden vorher an, um eines der begehrten Schnäppchen zu erwischen.

Besonders groß ist der Ansturm bei Unterhaltungselektronik, so zum Beispiel bei "Sears", "Apple" oder beim "MicroCenter", oder wie hier bei "Best Buy" auf dem Rockville Pike:



Diese drei Kundinnen standen in der Schlange, um einen 40-Zoll-LCD-Fernseher zu kaufen, der für 179 Dollar angeboten wurde (regulär 419 Dollar):



Sie warteten bereits drei Stunden und hatten sich angesichts der zu erwartenden eisigen Temperaturen warm angezogen. Um dem Ansturm gerecht zu werden, hatte "BestBuy" angekündigt, gegen zehn Uhr "Tickets" auszugeben, mit denen man um Mitternacht eingelassen werden sollte.

Einer der Kritikpunkte am "Black Friday" ist die Tendenz der Stores, immer früher aufzumachen. Während die Geschäfte viele Jahre lang am Freitag Morgen um 6 Uhr öffneten, haben die großen Ketten die Öffnungszeiten in den letzten Jahren immer weiter vorverlegt. Zunächst bis auf Mitternacht, und in diesem Jahr - ausgelöst durch den "Walmart"-Konzern - vielfach bereits auf 20 Uhr. Das findet - selbst unter den konsumfreudigen Amerikanern - keine ungeteilte Zustimmung, vor allem wegen der damit verbundenen Abwertung des wichtigen Familienfeiertags Thanksgiving.

Sunday, November 18, 2012

Streets of Berlin

Letzten Donnerstag und Freitag war ich in Berlin und hatte ein paar Stunden Zeit, umher zu spazieren und Eindrücke zu sammeln. Es war neblig, grau und kalt und rund um das Gebiet zwischen Dom und Alexanderplatz reihte sich eine Baustelle an die andere. Genau richtig für ein paar Schwarz-Weiß-Bilder.


Bahnhof Alexanderplatz


Der Schlossplatz mit dem Berliner Dom


Figuren an der Spreepromenade


Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz


Berliner Rathaus und Fernsehturm


Mühlendamm, Richtung Leipziger Straße

Das letzte Mal habe ich im April 2006 in Berlin fotografiert. Damals wurde der Palast der Republik abgerissen; an seiner Stelle soll einmal das neue Berliner Schloss stehen; einstweilen vertreten durch die Humboldt Box. Damals wie heute war Berlin quirlig und fotogen und ich hoffe, irgendwann einmal etwas mehr Zeit zu haben.

Friday, November 9, 2012

Streets of D.C.

Von der Corcoran Gallery zur Deutschen Botschaft. Ein, zwei Kilometer. K, L, M Street People?




















Wednesday, November 7, 2012

Invitational Exhibit

Bei der Suche nach einem Titel für dieses Posting habe ich eine ganze Weile überlegen müssen. Alternativen wären "Rockville Pike", "Brooks Jensen Show", "Fotographers at the Factory" oder "Fotoweek DC" gewesen.

Worum geht's?

Am 11. November findet in der Multiple Exposures Gallery der Torpedo Factory der Empfang für eine Ausstellung statt, an der ich auch beteiligt bin. Ausgeschrieben wurde sie von einer Gruppe von Fotografen der TF, die sich "Fotographers at the Factory" nennt. Die Fotoshow besteht aus Bildern, die aus Anlass der FotoWeekDC im Rahmen einer Juried Show (also eines Wettbewerbs) ausgewählt wurden. Teilnehmen durften alle "akkreditierten" Fotografen der Torpedo Factory, also alle, die Associate oder Resident Artist oder aber Mitglied der Multiple Exposures Gallery sind. Eine kleine "Elite" von etwa 25 Fotokünstlern.



Das Besondere an der Show war nicht nur, dass sie im Rahmen der mittlerweile auch international Anerkennung findenden FotoWeekDC veranstaltet wurde, sondern dass sie von Brooks Jensen juriert wurde (u.a. dank der Überredungskünste meines Studionachbarn Craig Sterling). Brooks Jensen ist Herausgeber und Autor der Zeitschrift Lenswork und genießt internationale Anerkennung auf dem Gebiet der Fine Art Fotografie. Brooks ist auch Buchautor und hat sich auf kleinformatige Drucke und handgearbeitete Fotobücher spezialisiert.

Also ein großer Name, und diejenigen, die es in die Show geschafft haben, bilden sich natürlich was drauf ein (so auch ich ;-)

Was hat das alles mit dem "Rockville Pike" zu tun? Ganz einfach, das war mein Beitrag. Anstatt den vermeintlich risikoarmen Weg zu gehen und drei existierende, bewährte Stücke einzureichen, wollte ich was Neues für die Show machen und habe ich mich entschlossen, den Rockville Pike zu porträtieren. Dazu bin ich einen ganzen Tag bei sengender Sonne mit meinem kleinen Faltrad die zehn Kilometer lange, sechsspurige Straße auf- und abgefahren, um nach Motiven zu suchen. Ich hatte mir einige ästhetische Vorgaben ins Pflichtenheft geschrieben, etwa die ausschließliche Verwendung eines Weitwinkelobjektivs, das Fotografieren in Schwarz/Weiß, die Anwendung des in der E-M5 eingebauten "Dramatic Tone" Filters und die Tiefendarstellung mittels linearer Perspektive mit zwei Fluchtpunkten.

Das Ergebnis war meines Erachtens recht nah an der Außengrenze der FineArt-Fotografie, insbesondere wenn man sieht, wie oft die eingereichten Beiträge sich in der Nähe des Pictorialismus positionieren. Aber es hat offenbar funktioniert, denn eines der Bilder wurde angenommen (die ganze Serie zeige ich in einem separaten Beitrag):



Insgesamt wurden 29 Werke von 19 Fotografen angenommen. Beteiligt hatten sich 28 Fotografen: nicht alle haben es also geschafft, darunter auch ein paar "Etablierte".

Wenn ihr also am nächsten Sonntag noch nichts vorhabt, fühlt euch in die Multiple Exposures Gallery der Torpedo Factory in Alexandria, VA, eingeladen, und freut euch über eine ansehnliche Vielfalt an Bildern von einer der profiliertesten Gruppen von FineArt-Fotografen aus dem Raum DC! Es gibt Refreshments und der Eintritt ist frei. Da das Event auf allen einschlägigen Sites bekannt gemacht wird (PhotoWeekDC, Washington Post, Culturadar, etc.), ist damit zu rechnen, dass es voll wird. Auch die Torpedo Factory hat gleich zweimal gebloggt ("Details emerge, subtleties ripen": Fotographers at the Factory und Celebrate FotoWeek DC at the Torpedo Factory! - lesenswert!).

Ich selbst kann leider nicht kommen, denn ich bin in Deutschland. Was etwas unglücklich ist, denn es werden auch drei "Honorable Mentions" und ein "Best in Show" verliehen. Nein, Scherz beiseite, wer letzeren bekommt, weiß ich schon, auf auf die übrigen drei muss ich mir keine Hoffnungen machen! Dumm ist aber auch, dass ich die komplette FotoWeekDC verpasse, und mit ihr einige Shows und Seminare, an denen ich gerne teilgenommen hätte. Wie so oft im Leben muss mitunter Prioritäten setzen. bestimmt klappt es im nächsten Jahr.

Ach ja, und warum heisst es nun "Invitational Exhibit"? Ganz einfach, auf den Einladungen steht geschrieben: "First Annual Invitational Exhibit" der "Fotographers at the Factory". Man wird also A) eingeladen, um teilnehmen zu dürfen, und B) das Ganze findet im nächsten Jahr wieder statt.

War doch gar nicht so schwer, oder? ;-)

Monday, November 5, 2012

Sonnenuntergang am "Hemingway's"

Fährt man von Washington an die Chesapeake Bay, muss man kurz hinter Annapolis die Chesapeake Bay Bridge überqueren. Direkt dahinter befindet sich ein kleiner Flughafen und die Bay Bridge Marina, und an ihrem Ende steht ein Restaurant mit dem Namen "Hemingway's":



Es hat einen nette Veranda, einen Steg zum Wasser, eine Bar und einen schönen Restaurantbereich. Das Ganze in Kombination mit gutem Essen und einem tollen Ausblick auf die Bay Bridge:



Wir waren eine Woche vor Sandy hier, um ein paar Tage an der Bay zu verbringen, und nachdem der Besuch auf dem Hinweg sehr schön gewesen war, wollten wir auch auf dem Rückweg einen Stopp im Hemingway's einlegen.

Das klappte allerdings nur noch mit Mühe, denn kurz zuvor hatte ein Leck geschlagener Propan-Tanker die Brücke vollständig lahmgelegt und für ein gigantisches Aufgebot an Feuerwehr, Rettungswagen und Hubschraubern gesorgt.

Wir konnten dem Stau in letzter Sekunde entgehen und fanden uns nach einigen Irrwegen tatsächlich am Hemingway's wieder. Zwar steckte auch die Hälfte des Personals im Stau, aber es hatten auch nur wenige Gäste den Weg bis zum Restaurant geschafft.



So hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Stunden bis zur Aufhebung der Sperrung in der warmen Abendsonne und der beschaulichen Atmosphäre des fast leeren Hemingway's zu genießen:



Kann man eine dreistündigen Vollsperrung besser überstehen?

Irgendwann wurde der Verkehr wieder freigegeben und wir fuhren entspannt und ohne weitere Schwierigkeiten zurück nach DC.

Wednesday, October 31, 2012

Really Great Falls

Wie gestern angekündigt, führt der Potomac am Tag zwei nach Sandy viel Wasser. Sehr viel Wasser! Aus West Virginia kommend, braun und aufgewühlt. Was dazu führt, dass die Flut den Potomac 20 Meilen weiter flussabwärts, in Georgetown oder Alexandria, über die Ufer treten lässt. Aber das passiert sowieso mehrmals im Jahr und richtet normalerweise keine größeren Schaden an.

Die Plattform an den Great Falls ist für Besucher gesperrt und die dorthin führende Brücke wird von einer Rangerin bewacht. Bessere Bilder bekommt man, wenn man sich in die Büsche schlägt und auf die Felsen unterhalb der Brücke klettert:



Man muss etwas aufpassen, dass man auf den rutschigen Steinen nicht ausrutscht, aber ganz so gefährlich wie es aussieht, ist es auch wieder nicht. Etwas störend war nur die Gischt, die überall in der Luft herum wirbelte und Objektiv und Kamera einnebelte.

Tuesday, October 30, 2012

Sandy, Sandy, GO Away...

...Come Again NO other DAY.

Das stand auf der Tür eines Geschäfts am Ende der King Street in Old Town Alexandria:



Alexandria liegt ein paar Meilen südlich von DC, direkt am Potomac River. Der ist gestern tatsächlich über die Ufer getreten, aber nur ein paar Zentimeter. So waren in Old Town zwar viele Sandsäcke zu sehen, aber offenbar gab es keine größeren Schäden:



Überraschenderweise konnten wir trotzdem mehrere Film- und Fernsehteams und diverse Fotojournalisten bei der Arbeit beobachten:



Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Einwohner den Sturm keinesfalls als überstanden ansehen, sondern wegen der Regenfälle in den Oberläufen des Flusses mit weiteren Potomac-Fluten rechnen. Die mit Hilfe von Freiwilligen gefüllten und an Anwohner und Geschäftsleute verteilten Sandsäcke waren es, die die Journalisten interessierten.

Insgesamt hat sich allerdings der Eindruck von heute morgen bestätigt: Washington DC und Umgebung scheinen offenbar mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein! Nicht so dagegen New York, wo Sandy verheerende Schäden anrichtete. Alle Medien sind am Tag nach dem Hurrican voll davon, und das gesamte Ausmaß wird erst langsam sichtbar.

Es ist vorbei

Sieht so aus, als wär's geschafft.

Das Haus steht noch, der Keller ist nicht überflutet und wir haben Strom. Es regnet nur noch leicht und der Wind weht mit 10 mph. Das Barometer ist von 968 auf 980 hPa gestiegen. Es ist kalt geworden.

Wir haben Glück gehabt; New York und die anderen Städte an der Ostküste hat's schlimmer erwischt.

Noch eine Stunde bis Sonnenaufgang.

Monday, October 29, 2012

Sandy am Montag

In Potomac wird es gerade dunkel, und der schlimmere Teil des Hurricanes bahnt sich an. Bisher gab es in unserer Region "nur" Dauerregen und Sturm, aber in ein paar Stunden wird "Sandy" an Land gehen und weitere Regenmassen und Böen mit 70 bis 80 mph mit sich bringen.

Die Straßen sind wie leer gefegt, öffentliche Einrichtungen, Behörden und Geschäfte geschlossen. Praktisch das gesamte öffentliche Leben ist hier seit heute Mittag zum Erliegen gekommen. Im Gegensatz zu den Küstenregionen ist aber noch nicht wirklich viel kaputt gegangen.

Nachfolgend ein paar Eindrücke aus der Region; aufgenommen heute Nachmittag, zwischen 16:00 und 18:00 Uhr.


Abgerissene Äste und Laub auf der Gainsborough Road in Potomac


Ein menschen- und autoleerer Rockville Pike


Einer der wenigen Fußgänger in der Nähe des Rockville Town Square


Rechte Spur überflutet: Auch die Polizei kämpft mit den Fluten


Bei diesem Wetter hilft auch der Regenschirm nicht mehr

Nachtrag von ca. 22:00 Uhr:

Das Licht flackert schon seit Stunden bedenklich, aber der Strom ist noch da! Das Stormcenter von PEPCO, dem nach den letzten Stromausfällen sehr in die Kritik geratenen lokalen Stromversorger, zeigt etwa 12000 stromlose Haushalte in Montgomery County an. Das ist einigermaßen erfreulich, denn nach dem Derecho im Juli waren es Hundertausende!

Das Unwetter erinnert hier derzeit sehr an die stärkeren norddeutschen Herbststürme: nervig und unangenehm, aber (für den einzelnen Haushalt) nicht desaströs. Wenn es so bleiben sollte, wären wir noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Das soll allerdings keine Prognose sein, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! So wie jetzt wird es noch mindestens 12 - 16 Stunden weitergehen, und die Küstenorte am Atlantik und New York hat es schon ziemlich übel getroffen.

Ebenso erstaunlich wie erfreulich finde ich, dass die Presse so gut funktioniert. Aktuelle Infos finden sich dankenswerter Weise auf allen wichtigen Websites, etwa bei der New York Times, der Washington Post oder auf Spiegel Online. Wenn man weit weg ist, mag diese bilderreiche, minutengenaue Berichterstattung nach Sensationsjournalismus riechen. Ist man vor Ort, freut man sich über jedes aktuelle Stück Information.